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Die Flieger
eine Zuneigung mit Textkörper

Szenenfoto einer Auffuehrung: Zwei Maenner geben sich die Hand auf einer Buehne.
Copyright: Martin Pfahler – Der Flieger

"Eine Frau kriegt ein Mädchen. Dauert lange. Da ist ein Ei. Wenn dus rausnimmst, also dann siehst du die ganzen Fäden, also sagen wir mal so ne Art Zwirn. Hier aus dem Bauch kommt das Kind raus. Und dann wird operiert, und dann so duff duff duff, mit Watte, mit Watte...

Szenenfoto einer Auffuehrung: Zwei Maenner geben sich die Hand auf einer Buehne.
Copyright: Martin Pfahler – Der Flieger

Und drei Stunden darf die Frau nicht essen. Und zwei Stunden wird das Kind ihr weggenommen. Hier ausm Bauch. Das wird aufgemacht und wird verdreht, wird operiert, das macht der Oberarzt mit Gummihandschuhen. Also der macht, also hier ist der Kopf ja, nimm mal an, der Kopf von mir. Dann kommen die Füße raus und dann wird gewaschen. Beim Jungen ist es verschieden. Und nun muss die Milch raus. Dreimal lutschen, dann hats durch und dann musst du die Brust verdecken. Der Vater, der geht raus. Wo ist denn der Opa von dem Mädchen, der Opa? Und die Mutter ist die Mutter von dem Kind. Und der Vater auch. Der arbeitet, aber hart! Und das schreit. Das schreit und schreit immer mehr und mehr und mehr. Dann wird’s gewaschen.”
Wolfgang Fliege, eines der eigentümlichsten Ensemble-Mitglieder des Theaters Thikwa, ist als Schauspieler so unberechenbar wie als Persönlichkeit rätselhaft und scheinbar unergründlich. Er ist Dandy, Muffel, Komiker, Dadaist, Musiker und Charmeur gleichermaßen und seine „Behinderung“ ließe sich vielleicht mit der totalen Abwesenheit jeglichen Argwohns beschreiben. Aus seinen fast pausenlosen Selbstgesprächen, die auch geübte Assoziationsakrobaten in Erstaunen versetzen, hat das Theater zum westlichen Stadthirschen einen Text destilliert, der die Grundlage bildet für die Begegnung zweier Schauspieler, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Wie schon unsere letzten Produktionen ist auch „Die Flieger“ ein Versuch, andersartige, befremdliche, vermeintlich unverständliche Formen von Wahrnehmung für unser eigenes Betrachten der Dinge aufzuschließen.
Mit anderen Worten: im Cockpit sitzen der von hochgradiger Flugangst gepeinigte Kapitän Dominik Bender und sein im herkömmlichen Sinne völlig fluguntauglicher Copilot Wolfgang Fliege. Die Flughöhe schwankt, die Fluggeschwindigkeit ist konstant knapp vor dem Strömungsabriss, die Flugdauer beträgt etwa 70 Minuten, das Flugziel ist vermutlich Berlin Tempelhof.
An Bord: Captain Hook, Peggy March, der Graf von Luxemburg, Ilene, Hans Messerschmidt, Vati, Mutti, Willy Kupka, Jesus, Bob Dylan, Klara, Herr Lackner und Frau Glockner.

In Kooperation mit dem Theater zum westlichen Stadthirschen.

Premiere 2007

Gefördert von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur Berlin
Mit freundlicher Unterstützung von www.theaterportal.de

Participants

mit:
Wolfgang Fliege , Dominik Bender
Regie:
Anke Mo Schäfer, Dominik Bender
Raum:
Isolde Wittke
Licht:
Urs Hildebrand

Partners/Sponsors